Von Null auf die Palme in unter 15 Sekunden
Wer kann sich noch an Bruno, das kleine dauergestresste Männchen aus der Werbung der 70er und 80er Jahre erinnern, das immer gleich in die Luft ging? Oder: Paris, 6 Uhr 30 Uhr bei Starkregen, eine attraktive Blondine steigt aus ihrem Privat-Jet, die Frisur sitzt perfekt. Nur 12 Stunden später steigt sie bei orkanartigem Sturm in Rom – dazwischen hatte sie noch drei bis fünf weitere Meetings bei Schneefall und Wüstensand – in ihren Jet, die Frisur sitzt immer noch, wie mit dem Lockenstab gezogen.

Morgens beim Frühstück: „Schatz, gibst du mir bitte noch eine Scheibe vom Stress?“
Szenenwechsel: Sie sitzen mit ihrer Partnerin oder Partner beim Frühstück. Ihre Gedanken sind aber schon mal ins Büro vorgegangen und haben Ihre Aufmerksamkeit gleich mitgenommen. Was war das nochmal auf dem Brötchen heute früh, Erdbeer- oder Vielfruchtkonfitüre? Welche Farbe hat die Bluse meiner Partnerin, ist seine Augenfarbe jetzt eher grau-grün oder doch mehr blau-grau mit einem Hauch ins Braune?
Auf der Strasse zur Arbeit entlang der Allee, in Gedanken sitzen Sie schon im Meeting und beim anschliessenden Lunch mit dem Kunden. Haben Sie die blühende Pracht der Bäume gesehen? Im Büro, erst mal Café schwarz und die Kiste hochfahren. Nochmal in Ruhe die wichtigsten Punkte für das Meeting durchgehen. Bling, bling, bling, „Sie haben Nachrichten“. Bling, bling, bling – ach ja und bei Social-Media drei Daumen hoch, sieben Likes, vier Follower und einen blöden Kommentar zu Ihrem Post von gestern. Bling, bling, bling, die News-App meldet sich – schwierige Regierungsbildung, erneuter Drohnenangriff mit vielen Verletzten und Toten, mehrere Millionen Fördergelder veruntreut, Fussfessel für die Frau jetzt auch in Rosarot, Anstieg der Kriminalstatistik, drohende Hungersnot, weltweite Aufrüstung, … Und, schon mal Puls gefühlt? Übrigens, in zehn Minuten beginnt das Meeting.
In diesem Blog geht es um Stress und wie wir mit ihm am besten, am entspanntesten und vor allem am gesündesten leben können. Klar, kenne ich Ihr Leben, Ihren Alltag nicht. Ich weiss nicht, welche Anforderungen und in welcher Dosierung bei Ihnen täglich auf der „To-Do-Liste“ stehen. Schon mal darüber nachgedacht, in wie vielen Lebensrollen Sie tagtäglich auftreten (Eltern, Partner, Geschwister, Mitarbeiter, Chef, …)? Und dann will man in der Aussenwirkung ja auch noch was her machen, von vital (gesund) bis dynamisch (sportlich) – die eigene Messlatte liegt hoch. Was uns der Werbespot der 80er Jahre sagen wollte, egal was alles anliegt, wir müssen nur entsprechend vorbereitet sein, dann sitzt nicht nur die Frisur und wir schaffen das mit bravour.
Ich will in dieser Serie über den Stress als eine biologische Reaktion hinausgehen. Ich will von seinen Vorzügen (die Stress ohne jeden Zweifel für unser Leben hat) aber auch von seinen Gefahren (Stress spielt eine entscheidende Rolle bei der Entstehung vielerlei Leiden) sprechen. Ebenso werde ich Sie über alltagstaugliche und hochwirksame Möglichkeiten – den Mini-Habits der Stressbewältigung – sowie über Stressbewältigung als zentraler Teil und Kern einer gesunden Lebensführung informieren. Denn nichts weniger ist Stressbewältigung.
Als «Der Stressdompteur» und Stressexperte werde ich Sie ab heute und künftig nicht aus meiner Blog-Serie über Stress entlassen, ohne Ihnen kurz und knapp aufzuzeigen, wie Sie das Gegenmittel – im Fall der Stressreaktion ist es die Entspannungsreaktion – selbst in sich erzeugen können. In jeder Folge gibt es eine neue Technik, die Sie genau dahin führt: In Ihre körpereigene «Relaxation-Response» – in Ihre Entspannung. Beginnen werden wir mit einer Atemtechnik.

Tiefes Atmen: Nehmen Sie sich einen Moment Zeit, um bewusst tief und langsam durch die Nase einzuatmen und nach einer kleinen Atempause durch den Mund wieder auszuatmen. Das Ausatmen erfolgt merklich kräftiger und länger als das Einatmen und darf auch gerne geräuschvoll sein, indem Sie z. B. wie eine Schiffshorn klingen. Durch den erzeugten Ton wird der Ruhe-Nerv (Vagus-Nerv) zusätzlich stimuliert (beim Ton kommt es nicht auf die Lautstärke an, funktioniert also auch im Büro).
Wie Sie mit der «4-7-8 Atmung» Ihr Nervensystem beruhigen können, erfahren Sie im Blog-Beitrag «Heute schon in den Bauch geatmet?»
Sorgen Sie immer gut für sich selbst: Sollte es Ihnen bei einer Atemübung unwohl werden (z.B. schwindlig), stoppen Sie die Technik und atmen Sie wieder ganz normal weiter.
Text: Stressdompteur®, 2025